Eine Stunde vor Beginn der Gedenkzeremonie waren die Schülerinnen bereits wieder aktiv. Sie zündeten für jedes einzelne Grab auf dem Friedhof eine Grabkerze an. Ein letztes Mal studierten sie ihren Text, bevor gegen 17 Uhr die ersten Teilnehmenden eintrafen. Rund 50 Personen fanden sich schließlich ein, als die AG mit ihrer Präsentation startete. Jede Schülerin, auch ihre Lehrkräfte, stellten sich an ein bestimmtes Grab. Der Reihe nach stellten sie diejenige Person vor, an deren Grab sie jeweils standen. Unter ihnen war die junge Russin Maria Libidinjewa, die drei Tage nach der Geburt ihres Sohnes Nikolay an Wochenbettfieber im Alter von 20 Jahren im Krankenhaus an der Burgstr. 47 in Werne verstarb. Sie war zur Zwangsarbeit in der Zeche Werne eingesetzt. Ihr Sohn sollte nur ein Jahr leben, bevor er im selben Krankenhaus an einer Blutvergiftung nach einer Mittelohrentzündung starb. Der 16 Jahre alte Viktor Kriwoj aus Russland, der als Bergmann für die Klöckner-Werke AG in der Zeche Zwangsarbeit leistete, wurde am 30. Juli 1943 an der Gabelung der Lippe tot aufgefunden. Er starb durch Ertrinken. Bis heute bleibt unbekannt, ob es sich lediglich um einen Unglücksfall handelte. Der einzige Rumäne auf dem Friedhof, Tudor Dobre, starb mit 22 Jahren im Werner Krankenhaus an Typhus. Dies sind nur wenige Schicksale von Menschen, die auf diesem besonderen Friedhof bestattet sind. Die AG hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle Lebensgeschichten aufzuarbeiten, um sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.