Meldungen aus dem Bezirksverband Arnsberg
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Kriegsgräberpflegeinsatz nach langer Zeit

Soldaten und Reservisten aus Südwestfalen pflegen Kriegsgräber in Lommel 

Erndtebrück / Lommel. Mehr als ein Jahr lang hatte die Corona-Pandemie freiwilligen Helfer der Bundeswehr und des Reservistenverbandes zur Zwangspause verurteilt. Sinkende Inzidenzzahlen machten nun erste Pflegeeinsätze auf Kriegsgräberstätten wieder möglich: Vom 9. bis 20. August 2021 waren Soldaten des Einsatzführungsbereiches 2 sowie Reservisten der Kreisgruppe Südwestfalen des Verbandes der Reservisten auf dem deutschen Soldatenfriedhof im belgischen Lommel im Einsatz und legten dort tatkräftig Hand an. Der Einsatz stand unter dem Kommando von Stabsfeldwebel Erhard Lauber, selbst aktiver Soldat am Standort Erndtebrück und Geschäftsführer des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge für das Wittgensteiner Land. Unterstützt wurden sie durch einen aktiven Kameraden vom Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr in Siegburg.

Größter deutscher Soldatenfriedhof des Zweiten Weltkrieges in Westeuropa für über 39.000 Kriegstote
Unweit der belgisch-niederländischen Grenze in der Provinz Limburg, ca. 37 km nördlich Hasselt, ca. 4 km südlich der Stadt Lommel, liegt an der Straße Lommel-Leopoldsburg der größte deutsche Soldatenfriedhof des Zweiten Weltkrieges in Belgien. Hier ruhen 39.094 Gefallene.

Während der Kämpfe in Belgien und Westdeutschland, insbesondere bei Aachen, im Hürtgenwald und am Brückenkopf Remagen, bestattete der amerikanische Gräberdienst die in diesem Kampfbereich geborgenen deutschen Gefallenen provisorisch auf vier Sammelfriedhöfen: Henri-Chapelle, Fosse, Overrepen und Neuville-en-Condroz. Aus den vier genannten Orten wurden die Toten in den Jahren 1946/47 nach Lommel umgebettet. 1946 übergab der amerikanische Gräberdienst diese provisorische deutsche Sammelanlage den zuständigen belgischen Behörden. Diese betteten weitere deutsche Kriegstote des Zweiten Weltkrieges aus den verschiedenen Landesteilen Belgiens nach Lommel um.

Unmittelbar nach Abschluss des Kriegsgräberabkommens zwischen der deutschen und belgischen Regierung im Jahr 1952 begann der Volksbund das in einem großen Heidegebiet liegende Gräberfeld gärtnerisch zu gestalten. Zunächst musste die Fläche von Unkraut befreit und gegen den lästigen Flugsand ein Erdwall errichtet werden. Erst dann konnte die Bepflanzung mit Heidekraut und 5.000 Bäumen und Sträuchern erfolgen.

Bei den Ausbauarbeiten des Friedhofes halfen während der Sommermonate der folgenden Jahre Jugendliche aus 15 Nationen mit. Sie hatten sich hier in nationalen und internationalen Jugendlagern des CVJM, des Kolpingwerkes und des Jugendaufbauwerkes Schleswig-Holstein zusammengefunden. Hier entstand das Motto „Versöhnung über den Gräbern“, das für die Jugendarbeit des Volksbundes gilt und noch durch „Arbeit für den Frieden“ ergänzt wurde.
Soldat aus dem Heimatort des Kommandoführers fand in Lommel seine letzte Ruhestätte
Aus Bad Berleburg-Girkhausen, dem Heimatort des Kommandoführers Stabsfeldwebel Erhard Lauber, fand in Lommel der aus dem Ort stammende Oberschütze Wilhelm Althaus seine letzte Ruhestätte.

Mäharbeiten, Unkrautentfernung und Baumstumpfentfernung als Arbeitsauftrag
Zu den Aufgaben der vier aktiven Soldaten und vier Reservisten gehörten großflächige Mäharbeiten auf dem Friedhof. So wurde der ca. 1.250 m lange Erdwall um den Friedhof gemäht und zahlreiche Grabkreuze und Bäume freigeschnitten. Die ca. 350 Meter lange und bewachsene Friedhofsmauer wurde vom Unkraut befreit und von 93 gefällten Bäumen die Baumstümpfe entfernt sowie entsorgt.

Viele Besucher auf deutscher Kriegsgräberstätte
Aufgrund seiner Lage an einem europäischen Fernradweg und einem Café auf dem Friedhofsgelände wurde der Friedhof während des Arbeitseinsatzes von vielen Menschen besucht, die auf ihrer Radtour hier eine Pause einlegten und einen Gang über den Friedhof unternahmen.

Internationale Jugendbildungs- und begegnungsstätte Lommel bot Unterkunft
Untergebracht waren die fleißigen Helfer direkt auf dem Friedhofsgelände in der Internationalen Jugendbildungs- und begegnungsstätte „Huis over Grenzen“ Lommel des Volksbundes.

Zum Abschluss ihres Einsatzes legten die Soldaten und Reservisten im Beisein von Soldaten der Yperner Kaserne einen Kranz für die dort bestatteten Kriegstoten nieder und gedachten auch ihrer gefallenen Bundeswehrkameraden.

Fotos und Text: Erhard Lauber